Wesentlich zum Image der Schausteller haben auch der
"Landesverband der Schausteller Oberösterreichs" und die Männer und Frauen,
die im Vorstand unermüdlich ehrenamtlich tätig waren beigetragen. Ihnen sei hier
besonders gedankt. Ebenso sei jenen Dank gesagt, die nicht mehr unter uns weilen
und sich für unsere Sache eingesetzt haben. Sie werden in unserer Erinnerung
weiterleben.
Ursprünglich hieß diese Interessensvertretung unseres
Standes "Landesverband der Schausteller und Berufsgenossen Oberösterreichs"
und hatte die Aufgabe, seine Mitglieder vor Ämtern und Behörden zu vertreten,
diese Aufgabe haben später die Kammern übernommen.
Am 31. Mai 1946 wurde seine Genehmigung seitens der
Sicherheitsdirektion unter der Zahl Si/3276/1 erteilt.(zurück)
Über Wunsch der Kollegenschaft sollte er den Charakter eines Unterstützung-
und Unterhaltungsvereines haben. Man traf sich in der toten Saison, man feierte
dieses oder jenes Fest miteinander und unterhielt auch einen "Sterbefond".
Aber bereits bei der Haupt- und Jahresversammlung 1954 in Linz gab es
Aussprachen über wichtige Berufsfragen und über die Ziele und Aufgaben der
kommenden Saison.
Das Vereinsleben verlebendigte sich, die Aktivitäten wurden häufiger und größer,
ebenso die Aufgaben. Nach und nach wurde aus einem "Geselligkeitsverein" eine
"Standesorganisation".
1959 kam es zur Neugründung und Umbenennung des
Vereines in "Landesverband der Schausteller Oberösterreichs" der laut
Zuschrift vom 12. Jänner 1960 von der Sicherheitsdirektion für das Land
Oberösterreich genehmigt wurde.(zurück)
Es ist wohl erwähnenswert, das dieser Verband seit der
Gründung der ESU (Europäische Schaustellerunion) deren Mitglied war
und Obmann Otto Walter Österreich in diesem Gremium erfolgreich vertreten hat.
Später hat die Berufsvertretung der Bundeskammer diese Mitgliedschaft
übernommen.(zurück)
Wir sehen auch hier waren die Oberösterreicher führend.
Obmann Otto Walter hat sich immer wieder sowohl für den einzelnen Schausteller,
aber auch für den ganzen Berufsstand eingesetzt. Über seine Intervention brachte
Radio Linz am 17. März 1960 um 20.10 Uhr folgenden Beitrag, der auch ein Stück
Zeitgeschichte vermittelt:
"Der Landesverband der Schausteller Oberösterreichs führte heute in einer
Pressekonferenz darüber Klage, dass der Berufsstand der Schausteller sowohl in
der Öffentlichkeit als auch seitens der Behörden nicht die Beachtung finde, die
ihm auf Grund seiner langen Tradition, seines Existenzkampfes, seiner Bedeutung
als Wirtschaftsfaktor und seiner Hauptaufgabe, den Menschen Freude zu bringen
und die Möglichkeit zur Unterhaltung zu bieten, zukommt. So sei z.B. der
Schaustellerberuf an eine Lizenz gebunden, die alle drei Jahre wieder erworben
werden muß und die von den einzelnen Bundesländern vergeben, nur in diesen
Gültigkeit hat. Angestrebt wird die Einführung eines Gewerbescheines für
Schausteller. Im Kampf um die gerechte Anerkennung und Achtung ihres
Berufsstandes weisen die Schausteller in erster Linie darauf hin, daß sie neben
den eigenen Arbeitskräften - in Österreich rund 4000 - auch zahlreiche
Handwerker beschäftigen, daß sie namhafte Umsätze erzielen und daher auch
beachtliche Steuerleistungen erbringen. Außerdem ereichen ihre Investitionen,
die Gebühren für elektrischen Strom, Platzmieten, Bahntransporte und dergleichen
ansehnliche Summen. Die oö. Schausteller klagen vor allem darüber, daß der ihnen
zur Verfügung stehende Platz auf dem Urfahrer Markt immer mehr beschränkt werde
und daß auf dem Gelände des Vergnügungparks immer mehr Warenverkäufer mit ihren
Ständen und Buden untergebracht werden. Sie sind der Meinung, daß eine strenge
Trennung von Warenmarkt und Vergnügungspark vorgenommen werden müsse. In
Oberösterreich gibt es derzeit 76 Schaustellerlizenzen, in Österreich 600."(zurück)
1962 wurde zum ersten Schaustellerball mit Fahnenweihe eingeladen. Fahnenmutter
war Frau Maria Deisenhammer, Fahnenpatin Frau Else Walter. Die Festrede die
damals der Fachgruppenvorsteher der Kammer der gewerblichen Wirschaft für
Oberösterreich, Heinrich Straßmeier, gehalten hat, ist erhalten und sei hier
auszugsweise wiedergegeben:
"Sehr verehrte Festgäste, meine Damen und Herren,
liebe Berufskolleginnen und -Kollegen!
Den heute, für die Schausteller von Oberösterreich, so bedeutungsvollen Festtag,
möchte ich als Ihr Fachgruppenvorsteher in der Kammer der gewerblichen
Wirtschaft OÖ. zum Anlaß nehmen, um auf den Aufgabenbereich und die Bedeutung
unseres Berufstandes mit einigen Worten hinzuweisen und zu würdigen.
Unser Berufsstand war und ist auf den Straßen der Welt zu Hause, unser
Berufstand ist aber auch einer der ältesten überhaupt und er verkörpert auch
heute noch altes Brauchtum, welches wohl wert ist, gehegt und erhalten zu
werden.
Der Beruf des Schaustellers hat eine große und alte Tradition. Die
Fahrendenhaben schon vor Jahrhunderten, ja Jahrtausenden zur Ergötzung ihrer
seßhaften Mitbürger in aller Welt beigetragen und sind damals wie heute durch
die Lande gezogen, um ihren Mitmenschen Freude und Anregung in ihren
Feierstunden zu bringen.
Man kann wohl mit Fug und Recht sagen, und es ist auch historisch bewiesen, daß
von den Fahrenden aus die Wurzel ging, zu den vielfältigen, heute nur mehr zu
Teil im Reisegewerbe ausgeübten Berufsarten.
Unsere Vorfahren sind auch in vielen Fällen als Wegbereiter der Technik
hervorgetreten, ich denke an die Dampfmaschinen, die von Schaustellern als
erste, zum Antrieb von Aggregaten verwendet wurden, und auf vielen Festplätzen
der alten Zeit erstrahlte zum ersten Mal elektrisches Licht von einem
Schaustellergeschäft, bewundert und bestaunt von den Besuchern. Es sind dies nur
einige Beispiele.
Es ist eine besondere und verpflichtende Aufgabe, Schausteller zu sein, denn der
Schausteller zählt auf seinen Festplätzen alle Schichten der Menschen zu seinen
Besuchern, ob jung, ob alt, ob arm, ob reich.
Daraus erwächst unserem Berufsstand eine große und hohe Aufgabe, deren immer
gerecht zu werden unser oberstes Gebot sein muß.
Wir wissen und wollen diesen Menschen, die zu uns kommen, immer Vorbild sein, um
unserer großen Aufgabe gerecht werden zu können, denn wir müssen uns immer vor
Augen halten, das wir auch kulturelle Verpflichtungen zu wahren haben, denn ein
vielfältiges frohes Volksvergnügen, wie es unser Berufstand seinem Publikum
bietet, ist auch eine kulturelle Aufgabe und muß für breite Schichten unserer
Mitmenschen erhalten werden.
Auf unseren Festplätzen werden jährlich Hunderttausende Menschen gezählt,
Hunderttausende, die von uns angezogen werden und zu uns kommen, dadurch werden
viele Millionen von Schillingen umgesetzt und den verschiedenen
Wirtschaftsgruppen der Stadt, Staatsbetrieben zugeführt; ich sage dies deshalb,
um zu zeigen, daß unsere Berufsgruppe der Schausteller auch einen
Wirtschaftsfaktor darstellt, der ohne irgendwelche Subventionen existiert und
doch eine weltweite Ausstrahlung zu verzeichnen hat.
Wenn nun heute hier durch den Landesverband der Schausteller Oberösterreichs ein
scheinbar aufwendiges Fest gefeiert wird, so soll dies ein Ausdruck des Fleißes,
der Tatkraft, aber auch des Dankes sein.
Auch eine Bitte möchte ich hier an Ämter und Behörden vorbringen, und die
lautet: Behandeln Sie die Schausteller als ehrliche, aufrecht Kaufleute,
um ihnen ihren zustehenden Platz in unserer Gesellschaft zu erhalten und zu
sichern.
In einer Zeit des Hastens, in der fast jeder Mensch nur auf das seinige bedacht
ist, will nun die Berufsgruppe der Schausteller durch den Landesverband
Oberösterreich unseren Berufskollegen einen ruhenden Pol in Form einer Fahne
geben:
Es verdient einer dankbaren Würdigung, daß sich eine Handvoll Idealisten unseres
Berufsstandes uneigennützig und selbstlos zusammengetan hat, um die Fahne und
auch dieses Fest zu planen. Aber auch allen spendenfreudigen Mitgliedern und
Gönnern unseres Berufes sei hier gedacht und herzlichst gedankt, denn durch sie
wurde diese Feier erst zur Wirklichkeit.
Kolleginnen und Kollegen, reichen wir uns unter unserer Fahne die Hände, auf
denen unsere harte Arbeit lastet, das Band der Fahne soll uns umschlingen und
rufen wir uns zu:
So wie Heut´ möge es immer sein"
(zurück)
Der Ball war der Ausgangspunkt für weitere
bis heute insgesamt 11 derartige, bisher stehts erfolgreiche
Festveranstaltungen, die von 1962 - 1964 im Bahnhofssaal Linz einen schönen
Rahmen fanden.
1965 gab es im kaufmännischen Vereinshaus den 1.(!) gesamtösterreichischen
Schaustellerball. Weitere folgten 1969 im Märzenkeller, 1974, 1978 und 1984
wieder im Kaufmännischen Vereinshaus, 1991 in Wels, 1999 und 2006 im Rathaussaal im
Neuen Rathaus in Linz, stets mit prominenten Ehrengästen und abwechslungsreichen
Programmen. Die Mitglieder des Verbandes haben sich bei den Vorarbeiten und der
Gestaltung sehr verdient gemacht.(zurück)
In der Festrede am Ball 1965 wurde in besonderer
Weise der Frauen gedacht, die gerade in unserm Beruf einen hohen Stellenwert
haben und große Leistungen erbringen. Hier ein Auszug:"...Hier ist es mir
wohl gestattet, allen Schaustellerfrauen unseren besonderen Gruß zu entbieten
und nach den Worten Schillers zu sagen: Ehret die Frauen! sie flechten und weben
himmlische Rosen ins irdische Leben.
Niemand vergeße, welche große Aufgaben gerade unseren Schaustellerfauen täglich
gestellt werden und wie großartig sie alles meistern.
Der Schaustellerfrau unterliegt in erster Linie die Sorge um die Kinder, die
Sorge um die Familie, die Sorge um den Haushalt und fast immer ist die
Schaustellerfrau der gute Kamerad ihres, von -sorgen belasteten Mannes.
Unsere prachtvollen Schaustellerfrauen sine nicht nur der Hort der Familie,
sondern meist auch eminent tüchtige Geschäftsfrauen, die an der Seite ihrer
Männer und manchmal auch auf sich alleine gestellt, tatkräftig im Beruf stehen
und fürs tägliche Brot schwer mitarbeiten müssen.
Die Schaustellerfrau hat all ihre Aufgaben unter besonders schwierigen Umständen
zu leisten, daß heißt: Heute hier, morgen dort.
Und so darf ich wohl im Namen aller meiner Berufskollegen unserer braven Frauen
danken und dieser Dank und dieses Lob soll immer weiter klingen und erhalten
bleiben.(zurück)
1999 war für die Schausteller Oberösterreichs
ein entscheidendes Jahr. Nachdem der Bau des neuen Linzer Musiktheaters im
Schlossberg seitens der Politik, nach einer Volksberfragung, verworfen wurde,
tauchte immer öfter als Standtort das Urfahraner Jahrmarktgelände in den Medien
auf, was ein jähes Ende für den größten und bedeutungsvollsten
oberösterreichischen Jahrmarkt bedeutet hätte. Der Landesverband der
Schausteller besonders sein Ehrenobmann KR Karlheinz Straßmeier engargierten
sich unermüdlich um dieses Gelände weiterhin für diese Veranstaltung zu
erhalten. Es wurde eine Studie in Auftrag gegeben, die ergab das das
Jahrmarktgelände aus wasserrechtlichen Gründen nicht verbaut werden darf
(Hochwassergebiet). Weiters wurde in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer
eine Unterschriftenaktion unter den Besuchern abgehalten, bei welcher über
100.000 Unterschriften für den Verbleib des Urfahraner Marktes gesammelt wurden.
Einen beträchtlichen Beitrag zur Erhaltung des Urfahraner Marktes hat auch der
Linzer Bürgermeister Dr. Dobusch geleistet, der sich immer für die Erhaltung des
Urfahraner Marktes inmitten von Linz eingesetzt hat.(zurück)
Zur Freude der Mitglieder wurden immer
wieder "Fahrten ins Blaue" mit gemütlichem Beisammensein organisiert, aber auch
größere Reisen im Winter unternommen. So ging es 1972 nach Tunesien, 1977 nach
Mallorca, 1979 nach Budapest, 1980 durch die CSSR und nach Prag, 1986 folgte ein
zweites mal Mallorca, 2007 nach Berlin.(zurück)
Wenn man die Unterlagen der Vereinsleitung ansieht merkt man, wie gut diese
verwaltet werden. Einladungen, Protokolle, Programme für die vorgeschriebenen
Jahresversammlungen, Berichte vor allem auch der Kassiere sind lückenlos
vorhanden und zeigen von viel Arbeit und Genauigkeit. Sie geben ein gutes Bild
über die positive Entwicklung des Vereines, vermitteln aber auch seine
Geschichte.
Es wurde hier der sicher unvollkommene Versuch unternommen Einblick in das
Wirken eines Verbandes zu geben, dessen langjähriges Bestehen alleine schon
beweist, dass er seinen Mitgliedern etwas bedeutet und dass er seinen Zweck
erfüllt, die Schausteller Oberösterreichs beratend, helfend zu begleiten,
Zusammenhalt und Freude vermittelt und den Berufsstand nach außen in der
Öffentlichkeit und bei den Behörden vertritt. Diesen sie abschließend noch zu
danken für das Verständnis, dass sie uns in all den Jahren entgegengebracht
haben, aber sie sollen gebeten sein, sich für die Erhaltung der Festplätze
einzusetzen und dafür zu sorgen, das die finanziellen Belastungen für
Schausteller nicht allzu groß werden. Nur so können diese die volkstümlichen
Preise halten und weiter der breiten Bevölkerung Unterhaltung, Freude und
Entspannung bieten.
Dem Landesverband der Schausteller Oberösterreichs, aber auch allen
oberösterreichischen Schaustellern sei nochmals gedankt und ein guter Weg in die
Zukunft gewünscht.